„Wegen ‘ner Predigt gehst Du in die Kirche?“
Haben Sie das schon mal gehört? dass jemand wegen einer Predigt in die Kirche geht? Ich würde mich freuen, wenn das häufiger so wäre, bin mir aber sicher, dass das nicht so häufig vorkommt.
Dies ist ein Predigt-Heft. Der Anlass sind zwei besondere Predigten, die in Melanchthon in den letzten Monaten gehalten wurden. Die Liturgie lebt von neuem und altem. Auch von Gebeten, wie z.B. dem Vater Unser, das zu sprechen jeden Sonntag wieder genauso gut, nütze und frisch ist.
Die Predigt ist eine Art Prüfstand für die Kirche, ob sie in der Gegenwart lebt. Auch bei wohlwollendem Zuhören fragt sich jeder Prediger und auch jeder Predigt-Hörer immer mal wieder:
Hat da jemand etwas zu sagen, etwas, das mir neu ist, eine neue Frage aufwirft und meinen Glauben in der Gegenwart verortet? Und: Sagt sie oder er das auch so, dass ich das für voll und für mich annehmen kann?
Hans-Werner Dannowski, Stadtsuperintendent i.R., ist mit unserer Gemeinde in die RosebuschVERLASSENSCHAFTEN gezogen und wir haben dort in der ehemaligen Turbinenhalle und heutigen Erinnerungssammlung des Künstler-Paares Breuste Gottesdienst gefeiert. Er nahm sich die dortige Kunst und ein einziges Wort aus dem Hiob-Buch und entfaltete, woher Arbeit, Werkstoffe und Gegenstände ihren eigentlichen Wert bekommen. Sein leises Fragen zielte ins Zentrum der Herzen der Hörerinnen und Hörer.
Fünf Wochen später, am 24. April, gab es in unserer Kirche Konfirmation zu feiern. Da ich seit einigen Jahren von manchen Auftritten einiger Poetry-Slammer fasziniert bin, habe ich versucht, eine Predigt im Stil eines Poetry-Auftritts zu halten. Ich nutzte die Chance, bei diesem kleinen Konfirmandenjahrgang für jeden der sieben Jugendlichen einen kurzen Abschnitt zu predigen und nutzte dafür die von ihnen gewählten Konfirmationssprüche.
Also: Zwei Predigten von zwei Pastoren aus zwei Generationen und von recht verschiedenem Auftreten, zwei unterschiedliche An lässe an zwei verschiedenen Orten mit sehr unterschiedlichem Publikum. Und doch gerade an dieser Unterschiedlichkeit merken wir, wie wichtig für uns Protestanten die Predigt ist oder sein kann.
Ich freue mich über Rückmeldungen jeglicher Art; denn protestantisch ist es auch, zu sagen, ob man wegen einer Predigt in die Kirche geht oder wegen einer Predigt vielleicht wegbleibt.
Ich grüße Euch und Sie herzlich
Ihr/Euer Pastor Axel Kawalla